Warum ein eigenes Klo für den landwirtschaftlichen Direktvermarkterbetrieb?

Direkt ab Hof vermarktende Betriebe haben das Glück des direkten Kontaktes mit den Kund*innen. Die Menschen erfahren, wo ihre Nahrung und andere Erzeugnisse herkommen und welche Herausforderungen mit deren Anbau verbunden sind.

Warum also kein schniekes Kompostklo als Möglichkeit, zumindest einen Teil der veräußerten Biomasse zurückzugewinnen? Soweit so gut. Nach unseren Recherchen gab und gibt es aktuell keine für landwirtschaftlich-touristischen Kontext geeignete Komposttoiletten.

Aktuell verfügbare Designs sind entweder für den hochgradig flexiblen Gebrauch auf Festivals und anderen Großveranstaltungen gedacht oder werden stationär im Innen- oder Außenbereich eingesetzt. Für landwirtschaftliche Betriebe, die ihre Kund*innen an verschiedenen Orten willkommen heißen, muss das Kompostklo mit wenig Handgriffen sicher auf dem Hof transportierbar sein.

Das Auge kackt mit, oder? Viele Komposttoiletten sind in dunklen Farben gehalten und die Ausleuchtung im Innenraum ist suboptimal. Oft fällt nur spärliches Licht durch viel zu kleine Fenster, die nicht vor Insekten- und Vogelflug geschützt sind. Hinzu kommt die Einsparung der Zentimeter, die das Kompostklo geräumig genug machen, sodass die Regenjacke ausgezogen und aufgehängt werden kann und die Stirn nicht an die Tür klopft. Eine Toilette die freiwillig und gerne genutzt werden möchte, sollte also in freundlichem Outfit daher kommen und so geräumig sein, dass auch einmal die Regenjacke ausgezogen werden kann, ohne sich sonstwie verrenken zu müssen.

Basierend auf den Erfahrungen mit einigen Festivaltoiletten und stationären Toiletten kleiner landwirtschaftlicher Betriebe, haben wir unser eigenes Design entwickelt, eigenständig aufgebaut und testen dieses nun auf unserem Beobachtungsfeld. Voraussetzung dafür war die Festlegung der folgenden Anforderungen:

  • Wetterfest, wartungsarm und leicht zu reinigen,
  • transportabel mittels Radladergabel,
  • helle Farben, geräumiges Interieur,
  • einfacher Wechsel und einfaches Entlehren der Sammelbehälter ohne Kontakt zu deren Inhalt.


Ein Kompostklo für den Tannenhof

Wie können wir Nährstoffkreisläufe schließen, wie können wir Biomasse aufbauen? Alle, die Obst, Gemüse, Holz und dergleichen ernten, müssen die entnommenen Nährstoffe - insbesondere die Mineralien - früher oder später dem Boden zurückgeben. Vorteilhaft wäre zudem eine Gabe voller Leben - also Kompost! 
Ein Kompostklo in Verbindung mit einer Kompostwirtschaft kann ein kleiner Schritt in Richtung einer ausgeglichenen Nährstoffbilanz eines landwirtschaftlichen Hofes sein. Wir probieren das auf dem Beobachtungsfeld des Tannenhof Meißers gerade aus und sind sehr gespannt auf die Resonanz.

Im folgenden möchten wir auf die Designentscheidungen eingehen, die unseren Eigenbau begleitet haben, Lessons learned weitergeben und Kritikpunkte zu unserem Design kontinuierlich sammeln.

Das Kompostklo besteht gemäß Abbildung 1 aus einer Stahlkonstruktion zusammengesetzt aus Quadratrohr 40x40 cm (1C) und verbindenden Elementen aus 40x40-cm-L-Profil (1A). Um den sicheren Transport mit der Radladergabel zu erlauben, sind L-Profile unter der Bodenplatte aus 18-mm-MDF so angebracht, dass die Gabel geführt wird. Gleichzeitig dienen die Profile der Aufnahme der Treppe (1B), die ebenfalls aus Quadratrohr 40x40 cm und L-Profilaufnahmen für die Plastikbohlen besteht. Gemäß Abbildung 3A sind die Bohlen mittig mittels L-Profil abgefangen, da die Tragfähigkeit der Bohlen für die ca. 100 cm Spannweite nicht ausreicht.

Die Grundfläche der Bodenplatte beträgt 120x120 cm. Wie in Abbildung 2 zu sehen, umfasst die Tür nicht die volle Breite. Dadurch kann die verbleibende Wand zur Stabilisierung der Holzkonstruktion genutzt werden, was angesichts der Eckpfosten 40x60 cm und der Beplankung aus 12-mm-MDF auch notwendig ist. Von innen kann die schmale Wand als Regal genutzt werden, um Klopapier, Desinfektionsmittel und Literatur bereitzustellen, wie dies in Abbildung 5 zu sehen ist. 

Die vier Beine des Kompostklos sowie die zwei Beine der Treppe können mittels M20-Schrauben dem Untergrund entsprechend einnivelliert werden.

Zur Sammlung der Exkremente kommen 120-l-Mülltonnen zum Einsatz, die mittels ihrer Räder auch im vollen Zustand leicht bewegt werden können. Gemäß Abbildung 4 ist die Tonne von der Rückseite des Klos zugänglich.

Das Dach besteht aus 90x2000-cm-PVC-Wellplatten, die auf 40x20-cm-Leisten aufgeschraubt wurden. Die PV-Anlage, welche die Innen- und Außenbeleuchtung speist, ist geschützt unter dem großzügigen Dachüberhang untergebracht. Die Dachneigung weist nach hinten, wo das aufgefangene Regenwasser dafür genutzt wird, das Streumaterial in den Vorratseimern feucht zu halten. 

Die Treppe zum Kompostklo verfügt über drei Stufen und ein oberes Podest, was den einfachen und sicheren Zugang ermöglicht. Die Beine des Kompostklos ermöglichen eine Höhe der Bodenplatte von 70 cm über Grund. Daher kann die Klobrille in einer anatomisch sinnvollen Sitzhöhe von 43 cm über der Bodenplatte angeordnet werden. 

Wie in Abbildung 4 zu sehen ist, gibt es ausreichend "Luft" zwischen der Oberseite der 120-l-Mülltonne (A), die zum Auffangen von Fäzes und Urin dient, und der Unterseite der Klobrille. Um die Ausscheidungen sicher in die Mülltonne zu leiten, wird der Zwischenraum mit Wellpappe (C) ausgekleidet, die im Falle von Verschmutzung durch Fäzes schnell und einfach ausgetauscht werden kann. Im Gegensatz zu Toiletten mit Wasserspülung erübrigt sich somit jegliche Reinigung unterhalb der Klobrille, was für Toiletten mit öffentlichem Zugang eine große Arbeitserleichterung darstellt.

In Abbildung 5 ist die Innenraumgestaltung des Bereiches neben der Tür zu sehen. Ganz unten befindet sich die Zuluftführung  (C). Die Frischluft wird von unterhalb der Bodenplatte zugeführt und gelangt durch die Thermik beschleunigt zu den oberen Lüftungsbereichen gemäß Abbildung 6A.

Darüber befindet sich eine großzügige Ablage für Toilettenpapier (A).  Der Vorrat ist ausreichend für viele Tage. Darüber befinden sich verschiedene Ablagen für Zeitschriften (B) und ein Desinfektionsmittelspender.

Komplettiert wird das Kompostklo durch eine PV-gespeiste Beleuchtung, die helligkeitsabhängig gesteuert wird und sowohl die Treppe als auch den Innenraum des Nachts grün beleuchtet. Der eingeschränkte Wellenlängenbereich grüner LEDs lockt Insekten nicht an und stört nach unseren Erfahrungen auch andere Wildtiere nicht.

Lessons learned

Insekten haben sich bisher nicht koloniemäßig niedergelassen, was der prinzipiellen Dichtheit der Konstruktion zu verdanken ist. Alle Lüftungslöcher wurden mittels Streckmetall und feinem Gazegewebe dahingegend gesichert. 

Vögel hatten sich im Testbetrieb jedoch schon einmal in das Innere verirrt und deren Kaka landete nicht immer in der Tonne. Daher ist es super wichtig, den Klobrillendeckel stets nach dem Geschäft zu schließen. Die Klotür tut dies aufgrund des Türschließers eigenständig. 

Gerüche lassen sich am Besten mittels feucht gehaltener Streu aus Holzschredder, Sägemehl etc. binden. 

Eine Verschmutzung des Bereiches über und um die Tonne wird effektiv durch eine Pappschürze verhindert, die alle Exkremente zuverlässig in die Tonne dirigiert und spätestens bei Tonnenwechsel ersetzt wird.

Der Aufstellort mit Morgensonne und Beschattung ab frühem Mittag hat sich sehr bewährt. Bei direkter Sonneneinstrahlung kann das Kompostklo sonst sehr einem Backofen gleichen.